
Der letzte Besitzer von Cölpin,
Friedrich (Fritz) v. Dewitz (702Cö,
*19.1.1883...+8.7.1967)
mit Marie-Agnes, geborene v. Wedel
*24.11.1888...+29.10.1945

Haus Cölpin, der Salon, um 1925

Haus Cölpin, der Salon im Mai 1996
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Während es für einige ein Wiedersehen war,
war es für andere eine völlig neue Erfahrung:
Cölpin mit Kirche, Gutshaus und landwirtschaftlicher
Umgebung. Hier liegen die wirklichen Wurzeln unserer
Familiengeschichte, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen.
Um das Wissen über die Geschichte Cölpin zu
bereichern, seien im folgenden die Aufzeichnungen von
Stephan Werner in einigen Passagen zitiert. Vermutlich
ist das Original am Ende des Krieges in Cölpin
vernichtet worden. Paul Gantzer hat aber in der Familiengeschichte
(Bd. 2, S. 406-418) entscheidende Abschnitte festgehalten.
Sie beginnen mit der Eintragung vom 20. März 1711:
Ich, Stephan Werner von Dewitz, herzogl. Meckl.-Strelitzischer
Geheimer Rath und zugleich einige Jahre gewesener Hofmarschal
und Camer-Director habe mir vorgenommen, ein und andere
mein altväterl. Lehnguth Cölpin und dessen
Besitzer betreffende Umstende und Nachrichten zu sammeln
und bei müßigen Stunden zu Papier zu setzen.
Ausführlich berichtet Stephan Werner von Erziehung,
Ausbildung und Beruf, bevor er die folgende Begründung
für seinWohlergehen nach dem erreichten 60. Lebensjahr
gibt:
Ich genieße mehr denn 60 Jahre eine gottlob
gute, starke Gesundheit. Des Mittags zuweilen 2-3 Gläser
Mittelbier, um alvum laxam zu haben. Dann Vorund Nachmittag
kaltes Wasser, zu Abend 3 Gläser; wohl in 8 Tagen
kein Wein, seit 30 Jahren nicht für 8 Gr. Liqueure,
abgezogenen Wassers, Branntwein v. dgl.. Ich reite oder
gehe fast alle Tage wenigstens 4 mal die Woche, ohne
mich an Wind und Wetter, Schnee oder Regen, Hitze oder
Kälte zu kehren. Kopf- und Gichtsschmerzen verscheuche
ich mit kaltem Wasser, curire gleicher Gestalt damit
schwachen Magen und Indigestion.
Auch in Gesellschaften habe er, wenn Tee, Limonade Punsch,
Kuchen undKonfekt erumgegeben wurde, nur dann etwas
genommen, wenn Obst präsentiert wurde, ein
paar Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen. Aber
uns soll eigentlich mehr interessieren, was er für
Cölpin getan hat. Dazu berichtet er, daß
er schon von Jugend an Lust zum Baumpflanzen gehabt
habe, und deshalb nach der Übernahme von Cölpin
alle Wege mit Weiden bepflanzen ließ, die Grenzen
mit Weiden und Hagebuchen besetzen und im Gehölze
nach Dewitz und Pragsdorf im Herbst 1773 Eichen gesät
habe. Außerdem ließ er Nüsse, Eiben,
Lärchen, Weißtannen und Weymouth-Tannen,
deren Samen er aus England mitbrachte, anpflanzen. Am
1. November 1774 notierte er, daß er viel für
Cölpin getan habe und solche Verbesserungen, deren
Nutzen er nicht mehr erleben werde: -- Alles meinen
lieben Nachkommen zum Besten, und daß dieses uralte
Dewitzsche Stammund Lehngut Cölpin bis an das Ende
der Welt ein Erbtheil meines Geschlechtes bleibe und
jene Brod, Gedeihen, Segen und Ehre unter Gottes Obhut
dabei haben mögen. Das verleihe der Allerhöchste.
So beschloß Stephan Werner Mitte der 70er Jahre
des 18. Jahrhunderts, ein neues Gutshaus zu bauen. 1779
wurde das Fundament und das erste Stockwerk fertig,
1780 wurde dann das zweite Stockwerk errichtet und das
ganze Gebäude unter Dach gebracht. Paul Gantzer
gibt wieder: Nach der Vollendung sah Stephan Werner
von Dewitz ein, daß er das Haus zu groß
gebaut habe. Behüte doch der Allerhöchste,
daß weder mein Sohn, falls ihn Gott erhält,
noch ein anderer meiner Nachkommen dies Haus zum Fress-,
Sauf-, Spiel- und Tanzhause machen und dabei ihr wolerworbenes
altväterliches Erbguth und Vermögen ...verprassen,
verschlemmen und mit Sünden durchbringen möge.
1781 blieb das Gebäude zum Trocknen stehen, 1783
wurde der Ausbau vorgenommen. Dann wurden die Fenster
eingesetzt, Keller und Schornstein ausgemauert. 1784
- 1785 wurde das Haus getüncht und der Hofplatz
geebnet. Schon 1785 hat er einen neuen Viehstall bauen
lassen. Über dessen Tür stand der Spruch:
Feuer, Krieg und allen Schaden Wende treuer Gott
in Gnaden. Von seinen Reformen sei erwähnt,
daß Stephan Werner 1777 das Spinnen für die
Bauernjungen in Cölpin eingeführt hat und
durch Prämien bemüht war, das Vorurteil gegen
diese als rein weibliche Tätigkeit angesehene Arbeit
abzubauen suchte. Vor allem aber hat er die Kirche mit
neuem Altar, einer neuen Kanzel und einem herrschaftlichen
Chor ausschmücken lassen. Die Empore um die Orgel
bezeichnete er als Amphitheater, damit auch
die Tagelöhner, Knechte und Jungen Platz in der
Kirche bekamen. Die Inneneinrichtung der Kirche in Cölpin
ist zum großen Teil als Werk Stephan Werners erhalten
geblieben. Nicht nur hat er alt und neu sensibel beieinander
gelassen, zum Beispiel den alten Altar nicht etwa entfernt,
sondern hinter dem neuen Kanzelaltar anbringen lassen.
Wer diesen Kanzelaltar aufmerksam betrachtet, dem fiel
sicher auch der Giebelschmuck auf: das Kreuz, die schlichten
Zahlen der 10 Gebote. Für den protestantischen
Norden war dies als Ausdruck der Aufklärung ungeheuer
modern. Abschließend sei noch erwähnt, daß
Stephan Werner maßgeblich die Aufteilung der pommerschen
Güter unter seinen Brüdern geregelt und gesichert
hat. Vor allem hat er selbst auf seinen Anteil verzichtet,
und sich nur die alten Familienbilder aus Hoffelde erbeten.
Vermutlich sind dadurch die Portraits von Jobst und
Ottilie, die der Cranachschule zugerechnet werden, nach
Cölpin gelangt. Stephan Werner hat nicht nur Großes
im Dienst seiner Fürsten, sondern auch für
die Familie vollbracht. Vor allem hat er aber auch damals
schon viel Sinn für Geschichte und Tradition besessen.
Mit einem Lächeln liest man seine Ausführungen
zum persönlichen Wohlergehen, aber durchaus ernsthaft
kann man Person und Lebenswerk dieses Vorfahren auch
heute noch als Vorbild ansehen.
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